Kein ein Fan oder Sportproblem sondern ein Gesellschaftsproblem
Die Vorkommnisse der letzten Wochen (Cupfinal vom 20. Mai, “Tanz dich frei” vom 25. Mai) zeigen wieder mal, dass man eingewisses Gewaltproblem hat und sich das Problem nicht alleine auf Sportanlässe beschränkt. Gewaltbereite Jugendgruppen suchen in der Masse den Schutz der Anonymität. Mit dem verschärften Konkordat versucht man bei Sportanlässen dieses Problem in den Griff zu bekommen, schisst dabei aber weit am Ziel vorbei, ja noch schlimmer mit den getroffen Massnahmen besteht die erhebliche Gefahr, dass sich das Gewaltproblem noch mehr Richtung Sportanlässe verschiebt. Denn statt die kleinen Gruppen von Tätern härter anzupacken, wird die ganze Fangemeinde bestraft und in ihrer Freiheit massiv eingeschränkt.
Wer ist ein Gewalttäter/Hooligan?
Immer wieder wurde ich von Leuten angesprochen, welche mir sagten distanziert euch doch von diesen “Hooligans”. Dies ist in der heutigen Zeit bei Auswärtsspielen praktisch nicht möglich, mit dem verschärften Konkordat jedoch unmöglich. Denn das neue Konkordat sieht vor, dass man nur noch mit dem offiziellen Extrazug (oder Extrabus) an die Auswärtsspiele reisen kann. Die Alternativen mit dem herkömmlichen ÖV oder dem Privatauto fallen damit weg. Und sich auf dem Fanmarsch zum Stadion von der Gruppe zu distanzieren ist bereits heute ein Ding der Unmöglichkeit, da die Polizei dies nicht will.
Zudem stellt sich die Frage: Wer ist ein Hooligan? Den alle Fans werden heute von den Medien in den gleichen Topf geworfen und mit dem Wort Hooligans bezeichnet. Wie soll man da noch differenzieren wer einer ist und wer nicht? Von wem soll man sich trennen?
Rechtsstaat Schweiz Adée…
Auch hier geht es wieder darum was ist ein Hooligan bzw. Gewalttäter. Das Konkordat schafft eine Zweiklassengesellschaft. Dies lässt sich an einem Beispiel gut illustrien: Sprayt jemand seinen Namen an eine Hauswand und wird dabei erwischt, erhält er dafür gemäss dem Strafgesetzbuch eine Busse. Sprayt dieser jemand etwas im Zusammenhang mit Fussball- oder Eishockeyveranstaltungen bezahlt er nicht nur eine Busse, sondern er wird in die Hooligandatenbank “Hoogan” aufgenommen und kassiert noch Rayon- und/oder Stadionverbot und wird mit jemandem gleichgesetzt, welcher viel schwerwiegendere Straftaten begangen hat (Körperverletzung, etc.).
Grosse Kosten für Klubs und Gastronomie
Bei der Vernehmlassung zum Entwurf der Konkordatsverschärfung warnten die Sporverbände, dass der Spielbetrieb massiv gefährdet ist. Der Spielplan ist jetzt schon dicht gedrängt, was geschieht, wenn Spiele nicht durchgeführt werden können, weil die Bewilligung nicht erteilt werden? Ein normaler Meisterschaftsbetrieb wäre dann nicht denkbar. Des weiteren für das Ganze zu einem grossen administrativen Aufwand für die Klubs. Mit dem Alkoholverbot entgehen nicht nur den Gastrobetrieben im Stadion Einnahmen verloren, sondern auch denen im Umkreis. Fragen sie sich doch einmal selbst, in welche Pizzeria gehen sie am Samstagabend? In die, in welcher sie zu ihrer Pizza kein Glas Wein oder Bier bekommen oder in die 5 Strassen weiter wo sie ein Glas bekommen?
Die Folgen dieser Politik sind erschreckend
Was werden die Folgen dieser drastischen Politik sein? Die gewaltbereiten Fans werden Wege finden, die Massnahmen zu umgehen und weiterhin Probleme verursachen und sie werden sich eventuell noch mehr radikalisieren. Die Einschränkungen führen, leider auch dazu, dass immer weniger gemässigte Fans und Familien an die Spiele gehen, da sie wie Verbrecher behandelt werden.
Es ist aktuell populär Massnahmen gegen Sportfans zu fordern. Dabei wird aber oft der Sinn für die Realität und die Betrachtung des Gesamten vernachlässigt. Mit dem vorliegenden Konkordat wird am Ziel, der Gewährleistung der Sicherheit, vorbeigeschossen. Es werden für den Sport schädliche Massnahmen ergriffen, die aber keine Auswirkung auf die grundlegende Thematik haben: Die Gewalt rund um das Stadion.