In vielen Schweizer Städten wie Luzern, Basel und Zürich spielt Fernwärme eine zentrale Rolle in den Bemühungen, die Städte CO2-neutral zu gestalten. Doch wie nachhaltig ist Fernwärme wirklich? Diese Frage wird oft vermieden oder verschleiert, um Fernwärme grüner erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich ist. Die beiden wichtigsten grünen Wärmequellen, laut dem Bundesamt für Energie und dem Verband Thermische Netze Schweiz, sind die Abwärme aus Kehrichtverbrennungsanlagen und die Verbrennung von Holz.

Die Statistiken des Bundesamts für Energie, die die knapp 60 grössten Heiz- und Heizkraftwerke berücksichtigen, zeigen für das Jahr 2022, dass etwa 30% der Wärmeenergie aus Kehrichtverbrennungsanlagen stammten. Weitere 12% kamen aus Holzverbrennung und 6% aus der Abwärme von Kernkraftwerken. Ganze 52% wurden aus nicht erneuerbaren Quellen wie Erdgas oder Heizöl gewonnen – das Bundesamt weist diese Zahl wohl bewusst nicht aus, man muss sie selbst aus verschiedenen Tabellen des Bundesamts berechnen. Die Zahlen des Verbands Thermische Netze Schweiz für das Jahr 2021 umfassen etwa 1.130 bestehende Wärmeverbünde. Dadurch sinkt der Anteil von Erdgas und Heizöl auf 27,5%. Im Gegenzug steigen der Holzanteil auf 26,1% und der Anteil der Kehrichtverbrennung auf 36,2%. Andere erneuerbare Quellen machen 6,8% aus, während Kernenergie 3,6% beisteuert. Bei der ERZ-Fernwärme in Zürich kommen 53% der Wärme von der KVA. Holz macht deren 16% aus und die fossilen Energien tragen 31% zur Wärmeerzeugung bei.

Doch wie “grün” sind die Abwärme aus Kehrichtverbrennungsanlagen und die Holzverbrennung wirklich?

Die Abwärme aus Kehrichtverbrennungsanlagen wird vom Bundesamt für Energie als erneuerbar und somit als umweltfreundlich und CO2-neutral eingestuft. Dies steht im Kontrast zur allgemeinen Erkenntnis, dass Kehrichtverbrennungsanlagen keineswegs umweltfreundlich sind und keinesfalls als CO2-neutral gelten können. Es mag zwar stimmen, dass die Abwärme als Nebenprodukt bei der Kehrichtverbrennung anfällt, doch bedeutet das nicht zwangsläufig, dass diese Wärmequelle erneuerbar ist.

Die Nutzung von Holz als Wärmequelle wird ebenfalls als umweltfreundlich dargestellt. Dabei wird jedoch gerne verschwiegen, dass bei der Holzverbrennung pro KWh deutlich mehr CO2 freigesetzt wird, als es bei der Verwendung von Heizöl der Fall wäre. Die Annahme, dass Holzverbrennung CO2-neutral ist, erweist sich als unzutreffend. Ein Baum benötigt Jahrzehnte, um das bei der Verbrennung freigesetzte CO2 zu binden. «Die Verbrennung von Holz ist keinesfalls CO2-neutral, auch wenn es im Baumarkt-Prospekt anders steht», erklärt Jörg Kachelmann.

Zusammenfassung:

Fernwärme mag auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, doch Verbraucher sind oft unzureichend darüber informiert, aus welchen Energiequellen die Wärme tatsächlich gewonnen wird. Die Tatsache, dass fossile Brennstoffe immer noch einen erheblichen Anteil an der Fernwärmeversorgung haben, ist vielen nicht bewusst. Geschweige denn ist den Kunden bewusst, dass die erneuerbaren Anteile der Fernwärme zu grossen Teilen eher grau sind…

Quellen:

https://magazin.nzz.ch/nzz-am-sonntag/schweiz/staatliches-greenwashing-so-dreckig-ist-fernwaerme-wirklich-ld.1708645

https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/home/versorgung/statistik-und-geodaten/energiestatistiken/gesamtenergiestatistik.exturl.html/aHR0cHM6Ly9wdWJkYi5iZmUuYWRtaW4uY2gvZGUvcHVibGljYX/Rpb24vZG93bmxvYWQvMTE0NTQ=.html

https://www.thermische-netze.ch/fileadmin/user_upload/020_TNS_Jahresbericht_2022_d.pdf

https://www.nebelspalter.ch/der-schwindel-mit-der-holzverbrennung-teil-1

https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20164042